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Kapitel 7 - Erstes Date in der Kanalisation

Unter Eldoria, 1247 des Kalenders von Tempure, Herbst

Orion, Sagittarius und Aria standen in der dunklen, feuchten Kanalisation. Ihre Laternen warfen flackernde Schatten an die schmutzigen Wände, und der modrige Geruch von faulendem Wasser erfüllte die Luft. Das bedrohliche Geräusch von scharrenden Krallen und leisen Quieken wurde immer lauter, und die Spannung in der Luft war greifbar.

„Bleibt wachsam,“ flüsterte Aria und führte die Gruppe durch die verworrenen Gänge. „Wir sind fast da.“

Plötzlich tauchte eine Horde von Riesenkanalratten am Ende des Gangs auf, ihre Augen glühten im Dunkeln wie böse Funken. Die Kreaturen stürmten vorwärts, ihre scharfen Zähne blitzten im schwachen Licht. Das unheilvolle Quieken der Ratten hallte durch die engen Gänge und ließ die Wände vibrieren.

Orion zog sein Schwert und stellte sich schützend vor die Gruppe, während Sagittarius seinen Bogen spannte. Aria hielt ihre Dolche bereit, ihre Augen suchten nach einer Schwachstelle in der anstürmenden Masse.

„Hier kommen sie!“ rief Orion und bereitete sich auf den ersten Angriff vor.

Die Ratten stürmten voran. Sagittarius schoss schnell mehrere Pfeile ab, die die vordersten Ratten trafen und zu Boden brachten. Orion schwang sein Schwert in weiten Bögen und spürte, wie die Klinge durch Fleisch und Knochen schnitt. Blut spritzte und mischte sich mit dem Schmutz auf dem Boden, während er versuchte, die Ratten auf Abstand zu halten.

Aria bewegte sich schnell und geschickt durch die Rattenhorde. Ihre Dolche blitzten im schwachen Licht, während sie gezielt tödliche Stöße ausführte. Sie wirbelte um die Ratten herum, duckte sich unter ihren Angriffen hinweg und traf immer wieder präzise Stellen an den Körpern der Kreaturen.

„Wir müssen zusammenarbeiten!“ rief Sagittarius und schoss einen weiteren Pfeil ab, der eine Ratte direkt ins Auge traf. Die Kreatur stieß ein schmerzerfülltes Quieken aus und brach zusammen.

Orion bemerkte, wie Aria eine besonders große Ratte übersah, die sich von der Seite auf sie stürzte. „Achtung!“ rief er, doch es war zu spät. Die Ratte riss Aria zu Boden, ihre scharfen Zähne blitzten gefährlich nahe an ihrem Gesicht.

Aria schrie auf, als sie zu Boden gestoßen wurde, und versuchte verzweifelt, die Ratte mit einem ihrer Dolche abzuwehren. Die Kreatur schnappte nach ihr, und sie konnte den fauligen Atem der Ratte riechen. „Orion!“ schrie sie, ihre Stimme zitterte vor Anstrengung.

Orion sah die Gefahr und sprang ohne zu zögern vor Aria. Mit einem kräftigen Hieb schlug er die Ratte von ihr herunter, stellte sich schützend über sie und hielt die anderen Ratten mit seinem Schwert auf Abstand. „Alles in Ordnung?“ fragte er keuchend, während er die nächsten Angriffe abwehrte.

„Danke,“ keuchte Aria und rappelte sich auf. „Das war knapp.“

„Keine Zeit für Dank,“ erwiderte Orion. „Wir müssen hier raus.“

Aria deutete auf einen schmaleren Gang. „Da entlang! Wir können sie in den engen Gängen abschütteln.“

Sagittarius deckte den Rückzug mit präzisen Pfeilschüssen, während Orion die nachfolgenden Ratten auf Distanz hielt. Die Pfeile zischten durch die Luft und trafen die Kreaturen mit tödlicher Präzision. Orion schwang sein Schwert unermüdlich, sein Atem ging schwer, doch er gab nicht nach.

Die Gruppe erreichte den schmalen Gang und konnte sich durch einen schmalen Spalt zwängen. Die Ratten, zu groß und zu zahlreich, konnten ihnen nicht durch den Spalt folgen und stießen wütende Quieken aus, bevor sie schließlich aufgaben. Die Luft war erfüllt vom Gestank des Kampfes und dem dumpfen Plätschern des Abwassers.

Orion, Sagittarius und Aria keuchten schwer, als sie sich im schmalen Gang eine kurze Verschnaufpause gönnten. Schweiß lief ihnen über die Stirn, und ihre Herzen pochten wild in ihrer Brust. Die Gefahr war fürs Erste gebannt, doch die Erinnerung an die scharfen Zähne und glühenden Augen der Riesenkanalratten würde ihnen noch lange in den Knochen stecken.

„Wir haben es geschafft,“ sagte Aria und atmete schwer. „Aber das war knapp.“

„Zu knapp,“ murmelte Orion und sah sich um. „Wohin jetzt?“

„Wir sind fast da,“ antwortete Aria. „Folgt mir, und bleibt wachsam.“

Orion bemerkte plötzlich, dass er im Kampf etwas abbekommen hatte. Das Adrenalin in seinen Adern hatte es ihn nicht bemerken lassen, doch nun spürte er den stechenden Schmerz an seiner Seite. Als er an sich hinunterblickte, sah er, dass Blut seine Kleidung durchtränkt hatte.

„Orion, du blutest!“ rief Sagittarius, als er die Verletzung seines Bruders bemerkte.

Aria wandte sich schnell zu Orion um, ihre Augen weiteten sich vor Sorge. „Warum hast du nichts gesagt?“ fragte sie scharf. „Lass mich deine Wunde sehen.“

Orion winkte ab. „Es ist nichts. Ich habe schon Schlimmeres überstanden.“

Aria schüttelte den Kopf. „Nein, Riesenkanalratten haben giftige Bisse. Wenn wir das nicht sofort behandeln, könntest du schnell daran sterben.“

Orion zögerte, doch als er den entschlossenen Ausdruck in Arias Augen sah, ließ er sie gewähren. Sie kniete sich neben ihn und untersuchte die Wunde sorgfältig. „Warum hast du das getan?“ fragte sie plötzlich, ohne den Blick von seiner Wunde abzuwenden.

„Was meinst du?“ fragte Orion verwirrt.

„Warum hast du dich für mich eingesetzt?“ fragte Aria, ihre Stimme leiser und verwundbarer. „Ich bin eine Fremde für euch. Warum riskiert ihr euer Leben für jemanden, den ihr kaum kennt?“

Orion dachte einen Moment nach, bevor er antwortete. „Weil es das Richtige ist,“ sagte er schließlich. „Ich kann nicht einfach zusehen, wie jemand verletzt wird, wenn ich helfen kann. Es ist das, was uns unser Großvater beigebracht hat. Man hilft anderen, auch wenn man sie nicht kennt.“

Aria sah ihn an, ihre Augen suchten nach einer Erklärung in seinen. „Ich verstehe das nicht,“ sagte sie leise. „Ich habe gelernt, niemandem zu vertrauen. Jeder ist sich selbst der Nächste. Aber ihr… ihr seid anders.“

Sagittarius grinste im Hintergrund und rief: „Orion, der strahlende Held. Immer bereit, eine Jungfrau in Not zu retten.“

Orion schnaubte und warf ihm einen scharfen Blick zu. „Halt die Klappe, Sagi.“

Aria lächelte leicht, doch ihre Hände arbeiteten weiterhin konzentriert. Sie murmelte leise Worte und legte ihre Hände auf die Wunde. Ein sanftes, goldenes Licht umhüllte ihre Hände, und die Wunde begann sich zu schließen. Orion spürte, wie der Schmerz nachließ, und sah fasziniert zu, wie das Fleisch sich zusammenfügte.

„Was ist das?“ fragte er leise.

„Ein Heilzauber gegen das Gift,“ erklärte Aria. „Ich habe ein wenig Magie gelernt. Es ist nicht viel, aber es reicht, um dich zu heilen.“

Orion sah sie dankbar an. „Danke, Aria. Das hätte böse enden können.“

Aria lächelte schwach. „Keine Ursache. Vielleicht gibt es doch noch ein paar Menschen, denen man trauen kann.“

Sagittarius, der die Szene beobachtet hatte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ihr zwei solltet euch vielleicht ein Zimmer nehmen,“ sagte er scherzhaft.

Orion räusperte sich und trat einen Schritt zurück. „Lass uns weitergehen,“ sagte er schnell, seine Wangen leicht gerötet.

Aria nickte und stand auf. „Ja, wir sollten keine Zeit verlieren. Folgt mir, wir sind fast da.“

Orion, Sagittarius und Aria setzten ihren Weg durch die Kanalisation fort. Die Dunkelheit und der modrige Geruch umgaben sie, während sie sich vorsichtig durch die engen Gänge bewegten. Ihre Laternen warfen flackernde Schatten an die feuchten Wände, und das leise Plätschern von Wasser hallte in der Ferne.

„Wir sind fast da,“ sagte Aria leise und hielt an einer Abzweigung inne. „Nur noch ein Hauptraum liegt vor uns. Wenn wir Glück haben, können wir ungehindert zur Leiter gelangen, die in die Oberstadt führt.“

Orion nickte und warf einen prüfenden Blick auf die Umgebung. „Hoffen wir, dass dein Plan aufgeht.“

Sie schlichen sich weiter voran und erreichten schließlich den Hauptraum der Kanalisation. Die Luft war schwer und stickig, und der Boden war von Schmutz und Unrat bedeckt. In der Mitte des Raumes befand sich eine Leiter, die nach oben führte.

Doch als sie den Raum betraten, hörten sie ein bedrohliches Knurren. Im schwachen Licht ihrer Laternen sahen sie eine stark dezimierte Rattenhorde von fünf Riesenkanalratten, die sich vor der Leiter versammelt hatten. Doch das war nicht alles. Inmitten der Ratten erhob sich eine monströse Kreatur – die Brutmutter. Sie war mehr als doppelt so groß wie die anderen Ratten, ihre Augen glühten rot, und ihre Zähne blitzten gefährlich.

„Das sieht nicht gut aus,“ murmelte Sagittarius und spannte seinen Bogen.

„Bereitet euch vor,“ flüsterte Aria, ihre Dolche fest in den Händen. „Die Brutmutter ist nicht so schnell wie die anderen, aber dafür umso tödlicher.“

Orion hob sein Schwert und trat einen Schritt nach vorne. „Bleibt dicht beieinander. Wir müssen zusammenarbeiten, um das zu überstehen.“

Die Ratten stürmten voran, angeführt von der Brutmutter, die ein markerschütterndes Brüllen ausstieß. Sagittarius schoss schnell mehrere Pfeile ab, die die vordersten Ratten trafen und zu Boden brachten. Doch die Brutmutter rückte unaufhaltsam näher.

Orion stellte sich schützend vor die Gruppe und schwang sein Schwert, um die Ratten auf Abstand zu halten. „Sagi, kümmere dich um die kleinen Ratten! Aria und ich nehmen die Brutmutter!“

Sagittarius nickte und feuerte weiterhin präzise Pfeile ab, die die restlichen Riesenkanalratten dezimierten. Aria bewegte sich geschickt um die Brutmutter herum, ihre Dolche blitzten im schwachen Licht, während sie nach einer Schwachstelle suchte.

„Pass auf!“ rief Orion und schlug mit seinem Schwert auf die Brutmutter ein. Die Kreatur brüllte vor Wut und schlug mit ihren massiven Klauen nach ihm. Orion wich geschickt aus und setzte zu einem weiteren Hieb an, doch die Brutmutter war zäher als erwartet.

Aria fand schließlich eine Schwachstelle und stieß ihre Dolche tief in die Flanke der Kreatur. Die Brutmutter schrie vor Schmerz auf und wandte sich wütend zu ihr um. Doch Aria war schneller und wich geschickt zurück, während Orion einen weiteren Schlag ausführte.

Plötzlich stürmte die Brutmutter auf Aria zu. Sie bereitete sich darauf vor, auszuweichen, als plötzlich wie ein Blitz Erinnerungen in ihr aufkamen.

Das Bild vor ihren Augen verschwamm. Sie sah einen Thronsaal, der in ein düsteres Halbdunkel getaucht war. Überall lagen Tote, von riesigen Ratten angegriffen. Der metallische Geruch von Blut und die Schreie der Verwundeten drangen an ihre Ohren. Eine Brutmutter, ähnlich der, die nun vor ihr stand, stürmte auf sie zu.

In einem Moment der Klarheit sah sie einen Mann mit einem blutgetränkten Umhang und einer Krone auf dem Kopf. Er warf sich vor sie und schrie etwas, was sie nicht verstehen konnte. Seine Augen, voller Entschlossenheit und Schmerz, waren das Letzte, was sie in diesem Flashback sah, bevor sie zurück in die Realität gerissen wurde.

Die Erinnerung löste sich auf, und Aria fand sich wieder in der Kanalisation, als die Brutmutter auf sie zuraste. Ihr Körper erstarrte für einen Moment, unfähig zu reagieren. Doch bevor die Bestie sie erreichen konnte, sprang Orion vor sie und wehrte den Angriff ab.

„Aria, pass auf!“ rief Orion, während er die Brutmutter mit einem kräftigen Hieb seines Schwertes zurücktrieb.

Aria schüttelte den Kopf, um die Verwirrung loszuwerden, und sammelte ihre Kräfte. „Danke, Orion,“ sagte sie leise, ihre Stimme zitterte noch leicht.

Die letzten Riesenkanalratten fielen unter den Pfeilen von Sagittarius, der nun seine Aufmerksamkeit auf die Brutmutter richtete. „Haltet sie noch einen Moment beschäftigt!“ rief er und zog einen speziellen Pfeil aus seinem Köcher.

Orion und Aria setzten ihre Angriffe fort, wobei Aria die Brutmutter immer wieder mit schnellen Stößen verwundete und Orion mit kräftigen Hieben zuschlug. Die Brutmutter wurde langsamer, ihre Bewegungen schwerfälliger, doch sie war immer noch gefährlich.

Sagittarius zielte sorgfältig und schoss den speziellen Pfeil ab. Der Pfeil traf die Brutmutter direkt ins Auge, und die Kreatur stieß ein letztes, schmerzerfülltes Brüllen aus. Sie taumelte und fiel schließlich zu Boden, regungslos und besiegt.

Orion, Sagittarius und Aria atmeten schwer, ihre Körper erschöpft vom Kampf. „Wir haben es geschafft,“ keuchte Orion und ließ sein Schwert sinken.

Aria nickte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ja, aber wir müssen weiter. Die Leiter ist unser Weg in die Oberstadt.“

Sie sammelten ihre Kräfte und gingen zur Leiter. Aria war sichtlich verwirrt und wollte nur schnell weg. „Lasst uns keine Zeit verlieren,“ sagte sie hastig und kletterte die Leiter hoch.

Orion legte seine Hand auf ihre Schulter, bevor sie vollständig verschwinden konnte. „Aria, warte,“ sagte er mit einer sanften, aber besorgten Stimme. „Was ist los? Bist du okay?“

Aria hielt kurz inne, ihre Augen suchten die seinen, aber sie konnte die Worte nicht finden. „Es ist nichts. Ich… ich kann jetzt nicht darüber sprechen,“ murmelte sie und wich seinem Blick aus. Sie wischte seine Hand beiseite und rannte die Leiter hinauf.

Sagittarius, der das Ganze beobachtet hatte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Na, na, Bruderherz. Du bist ja richtig einfühlsam. Bist du sicher, dass du kein Heiler bist?“

Orion warf ihm einen genervten Blick zu. „Das ist nicht lustig, Sagi. Ich mache mir Sorgen um sie.“

Sagittarius zuckte mit den Schultern und setzte ein schelmisches Lächeln auf. „Klar, klar. Aber ehrlich, du bist ein kleiner Held, was? Die Dame in Not retten und so. Ein wahrer Ritter in glänzender Rüstung.“

Orion rollte mit den Augen und fühlte sich ertappt. „Lass uns einfach die Leiter hochklettern. Wir haben noch viel zu tun.“

Sagittarius lachte leise und folgte ihm die Leiter hinauf. „Wie du meinst, Sir Orion der Einfühlsame.“

Oben angekommen, half Aria den Brüdern beim Aussteigen. Die Nacht war klar, und die Sterne funkelten am Himmel. Sie konnte Orion kaum in die Augen sehen, aber sie flüsterte ihm leise zu: „Tut mir leid wegen vorhin. Alles ist in Ordnung. Danke, dass du mich gerettet hast.“

Orion spürte die Aufrichtigkeit in ihren Worten und lächelte leicht. „Kein Problem, Aria. Wir sind ein Team.“

Aria nickte und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie wusste, dass sie ihm irgendwann alles erklären musste, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. „Lass uns weitergehen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“

Sagittarius, der das Gespräch mitgehört hatte, konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen. „Ah, ich sehe, unser Ritter in glänzender Rüstung hat nicht nur eine edle Seele, sondern auch eine charmante Seite.“

Orion warf ihm einen warnenden Blick zu. „Sagi, jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt.“

Sagittarius hob die Hände und lachte leise. „Schon gut, schon gut. Nur ein kleiner Spaß.“

Die Gruppe machte sich auf den Weg und fand sich bald in einem abgeschnittenen und versiegelten Bereich der Oberstadt wieder. Die Straßen waren mit Schutt und Trümmern bedeckt, die Wege abgesperrt und verlassen. Vor ihnen erhob sich die alte Schmiede, die verlassen und verfallen wirkte.

Aria führte die Brüder vorsichtig weiter, ihre Augen immer wachsam auf der Suche nach möglichen Gefahren. „Das ist es,“ sagte sie leise. „Die Schmiede von Thranar.“

Die Brüder betrachteten das Gebäude mit einer Mischung aus Neugier und Besorgnis. „Es sieht aus, als wäre hier schon lange niemand mehr gewesen,“ bemerkte Sagittarius.

Orion nickte. „Wir sollten vorsichtig sein. Wer weiß, was uns dort drin erwartet.“

Published inSchwurbrecher

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